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Die Geschichte der Juden von Hohenems: Jüdisches Viertel, Jüdischer Friedhof, Jüdisches Museum

Veröffentlicht am 7. Februar 2023

Das Jüdische Museum Hohenems ist ein kleines historisches Museum in einer kleinen Gemeinde im äußersten Westen Österreichs. Die Bedeutung des Museums reicht jedoch weit über den Ort oder die Region hinaus. Das Museum erzählt die Geschichte einer Diaspora Gemeinde, bleibt aber nicht in der Vergangenheit stehen, sondern greift in seinen Ausstellungen aktuelle Themen und Fragen auf.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages (27. Januar) besuchten die 3. Klassen der Realschule Triesen die Stadt Hohenems im nahen Vorarlberg am Dienstag, 31. Januar 2023. Herr Fessler, Ethik- und Geschichtslehrer der 3. Stufe, buchte für uns einen Rundgang im Museum, einen Besuch des Jüdischen Quartiers mit der ehemaligen Synagoge mitsamt dem Jüdischen Friedhof.

Mehr als 300 Jahre gab es in Hohenems eine jüdische Gemeinde. Ihre Blüte erlebte sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sie den wirtschaftlichen Aufschwung der Region mitbegründete. 1850 gehörten mehr als 500 Menschen der Jüdischen Gemeinde an, ein Sechstel der Bevölkerung im Ort. In den 1860er Jahren begann die Gemeinde sich durch Abwanderung aufzulösen. Was von ihr übrig war, wurde während der nationalsozialistischen Herrschaft zerstört. Die letzten acht Jüdinnen und Juden, die 1939 noch in Hohenems lebten, wurden im Konzentrationslager ermordet.

Das Jüdische Viertel in Hohenems gilt weit über Vorarlberg hinaus als eines der wenigen so lückenlos erhalten gebliebenen Ensembles mit jüdischer Geschichte. Zusammen mit der ehemaligen Christengasse (heute Marktstraße) bildet das ehemalige jüdische Viertel den Kern von Hohenems. Der historische Baubestand des Stadtzentrums ist ein Zeugnis für die jahrhundertelange Koexistenz von zwei Traditionsgemeinschaften – der christlichen und der jüdischen – in diesem Ort. Der heutige Baubestand des jüdischen Viertels geht auf das ausgehende 18. und das 19. Jahrhundert zurück. Erhalten sind – neben den Wohnhäusern der jüdischen Familien – auch noch alle Gebäude, die ehemals religiösen oder sozialen Gemeindefunktionen dienten: die Synagoge, die Mikwe (Ritualbad), das Schulhaus sowie das jüdische Armenhaus.

Die Ausstellung über die Juden in Hohenems erzählt vom Aufbau einer Gemeinde, von Freund- und Feindschaften, von Hoffnungen und Illusionen, Erfolg und Zerstörung.
Parallel zu den geschichtlichen Entwicklungen erzählt sie auch von Lebenszyklen und religiösen Festen, vom Aufeinandertreffen von Alltag, Tradition und Fortschritt in Hohenems, von den Widersprüchen einer von Diaspora und Migration geprägten Geschichte. Nachkommen der Hohenemser Juden leben heute in aller Welt.

Während 3,5 Stunden bekamen wir einen Eindruck, wie das jüdische Leben in Vorarlberg aussah und welche Personen geschichtlich mit dem Museum verbunden waren. Zuerst organisierten wir uns in Gruppen, um Informationen, die über das Museum verteilt waren, herauszufinden. Wir durften Fragen stellen, auch kritische. Unser Leiter im Museum, Herr Rusch, packte alle Informationen in spannende Geschichten. Auch der Friedhof war sehr eindrücklich und es machte uns betroffen, welche Geschichten hinter den einzelnen Schicksalen standen. Der Tag war sehr lehrreich und es war eine grosse Bereicherung, nach so langer Zeit wieder einen Ausflug machen zu dürfen.

(Sybil Eggarter)

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