x

„Schulbienen“ am Triesenberg

Veröffentlicht am 24. May 2022

Im Schuljahr 2018/19 starteten Markus Halbeisen, Klassenlehrer, und Markus Brandtner, Schulischer Heilpädagoge, beide an der Oberschule Triesen tätig, das Schulprojekt „Summen an der OST“. Seit Sommer 2019 belebten zwei Bienenvölker den Schulhof der Weiterführenden Schulen in Triesen.

In all diesen Jahren waren immer wieder junge Menschen von den Bienen begeistert. Das Schuljahr 2020/21 brachte Veränderungen. Markus Halbeisen wechselte an die Oberschule Eschen, Markus Brandtner in die Pension. Die grosse Frage, wie es mit den Bienen weitergehen sollte, stand im Raum…

Samuel und Justin beschlossen, fasziniert von der Imkertätigkeit und dem Wesen dieser Tiere, die Bienen zu sich an den Triesenberg zu nehmen. Begleitet werden die beiden Jungimker von Reto Frick.

Markus Brandtner besuchte das Trio Samuel, Justin und Reto am Triesenberg und führte mit ihnen ein Gespräch.

MB (Markus Brandtner): Was hat euch beide bewogen, ins Imkern einzusteigen?

Justin: An der Schule haben wir schon zwei Jahre geimkert. Es hat uns immer Spass gemacht, auf die Bienen zu schauen und wir sahen da ein bisschen eine Herausforderung, uns intensiver mit der Imkerei zu beschäftigen.

Samuel: Die Beschäftigung mit den „Schulbienen“ hat mir immer gefallen.

MB: Wo stehen eure Bienen jetzt?

Justin: Die Bienen befinden sich jetzt in Guflina. Wir denken, dass das ein guter Platz für sie ist. Es ist dort windgeschützt. Es gibt dort Bäume und Wiesen.

MB: Wie gestaltet sich für dich, Reto, der du ja die zwei Jungimker begleitest, die Arbeit mit ihnen?

Reto: Ich habe zehn Jahre in der Imker-Grundausbildung gearbeitet. Für mich war es immer wichtig, dass es Imkernachwuchs gibt. Es freut mich jetzt sehr, dass es zwei Jungimker mit Interesse an dieser Tätigkeit gibt. Ich hoffe auch, dass ihr Interesse bestehen bleibt. Sie müssen nämlich wissen, dass es sich bei den Bienen um Lebewesen handelt, auf die man schauen muss. Das ist ihnen jetzt klar und es funktioniert wunderbar. Wir haben einen „Chat“ eingerichtet. Sie können mir Fragen stellen und wenn etwas ist, komme ich und helfe. Samuel und Justin informieren mich, wenn sie etwas machen. Das funktioniert gut.

MB: Was ist Eurer Meinung nach das Wichtigste, was Ihr bisher gelernt habt?

Justin: Eigentlich alles! Ohne jemanden, der einem bei dieser Arbeit hilft und sagt, wie´s läuft, wäre es nicht gegangen, z.B. die Behandlung gegen die Varroamilbe.

Samuel: Neben der Varroabehandlung war für mich auch alles rund ums Einfüttern für den Winter sehr wichtig.

Reto: Bei einer Kontrolle haben wir gesehen, dass die Bienen zu wenig Futter hatten. Hätten wir noch eine Woche länger gewartet, wären sie verhungert. Da sieht man, dass da Verantwortung schon wahrgenommen werden muss! Das Problem haben die beiden dann tadellos gelöst.

MB: Womit habt ihr die Bienen gefüttert?

Samuel: Wir haben daheim selbst Zuckerwasser hergerichtet.

Justin: Wir haben Zucker und Wasser im Verhältnis 2:1, d.h. zwei kg Zucker und 1 l Wasser, gemischt. Eine Woche lang sind wir dann jeden zweiten Tag zum Füttern gegangen. Wieviel wir dann eingefüttert haben, weiss ich jetzt nicht mehr so genau.

MB: Welches Varroabekämpfungsmittel habt ihr verwendet?

Justin: Wir haben zwei Behandlungen mit MAQS durchgeführt. Das sind Ameisensäurestreifen, die man auf die Waben legt.

Reto: Ich habe die Behandlung mit MAQS auch das erst mal gemacht. Laut Bieneninspektorat ist dieses Mittel jetzt auch in Liechtenstein erlaubt.

MB: Was macht euch am meisten Freude, wenn ihr bei den Bienen seid?

Justin: Die Aufgabe, dass man auf die Tiere schaut. Und, dass es Honig gibt, wenn wir alles gut machen. Dieses Jahr hatten wir keinen Honig.

Samuel: Mich freut sehr, dass ich eigene Bienen habe.

MB: Gab es schon besonders erwähnenswerte Erlebnisse mit euren Bienen?

Justin (lacht): Am ersten Tage, als wir alle zusammen zu den Bienen gingen, kam ich in kurzen Hosen. Das erwies sich als eine weniger gute Idee! Zwei Bienen haben mich dann gestochen. Ich musste schon ein bisschen aufpassen, dass ich nicht in Panik geriet.

Samuel: Ich war einmal nur mit einer „normalen Jacke“ und Hut bekleidet. Dann sind mir zwei Bienen unter die Jacke und haben mich gestochen. Ich hatte das Gefühl, dass die Bienen überall waren. Der Schmerz nach den Stichen ging dann schon wieder vorbei.

Justin: Dann gab es noch ein Erlebnis mit Mäusen. Wir haben vergessen, unsere Handschuhe im Schrank zu versorgen. Als wir wieder kamen, waren die Handschuhe von den Mäusen zerfressen und unbrauchbar. Jetzt haben wir eine Kiste gekauft und versorgen unsere Sachen dort.

MB: Seid ihr Mitglieder beim Imkereiverein Liechtenstein?

Reto: Der Imkereiverein Liechtenstein zählt etwa 140 Mitglieder. Wir sind in Ortsgruppen aufgeteilt. Wenn jemand Bienen hat, ist er automatisch Mitglied der Ortsgruppe. Im Imkerverein Liechtenstein wurden vor vier Jahren die Statuten geändert. Jetzt muss für die Aufnahme in den Verein ein Antrag gestellt werden. Samuel und Justin werden den Antrag stellen und sie werden bei der nächsten Versammlung aufgenommen werden.

MB: Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr im nächsten Jahr und auch weit darüber hinaus weitermacht?

Justin: Logisch!

Das Gespräch mit Samuel, Justin und Reto wurde am 04. Oktober 2021 in Triesenberg geführt.

(Markus Brandtner)